Eine Rose für Juliette Gréco

Datum/Zeit
22. September 2021 um 19:30 Uhr


René Rumpold und Michaela Ehrenstein würdigen mit ihrem Stück, das im Frühjahr 2020 zu Lebzeiten von Juliette Gréco entstand und das sie nach ihrem Tod überarbeitet haben, eine unkonventionelle, freiheitsliebende, mutige Frau und Künstlerin, die auch in schwierigen Zeiten kompromisslos ihren Weg gegangen ist. Sie nehmen uns mit auf eine Zeitreise, in der die Lebensgeschichte der Gréco, ihre Kindheit und ihr künstlerischer Werdegang im Paris der Nachkriegszeit, die sie zu eine der Musen des französischen Chansons machte mit Zitaten, Texten und Liedern verknüpft wird. René Rumpold beobachtet als Erzähler die Ereignisse, Michaela Ehrenstein schlüpft in die Gedankenwelt der Gréco und interpretiert bekannte und unbekanntere Chansons der Gréco, begleitet von Béla Fischer am Klavier. Juliette Gréco war eine zentrale Figur im künstlerischen Umfeld der Existentialisten und hat über Jahrzehnte die Geschichte des französischen Chansons geprägt. Im September 2020 ist sie im Alter von 94 Jahren gestorben.

Juliette Gréco
Juliette Gréco wurde am 7. Februar 1927 in Montpellier geboren und starb am 23. September 2020 in Ramatuelle. Sie war eine französische Chansonsängerin und Schauspielerin, die in der Nachkriegszeit zur Muse der französischen Existentialisten und später zu einer der Ikonen des französischen Chansons wurde.

1943 wurde sie mit ihrer Schwester – ihre Mutter arbeitete im Widerstand – von der Gestapo verhaftet. Man brachte sie in ein Lager, dann in das Gefängnis Frèsnes, aus dem sie nach drei Wochen in der Todeszelle wieder entlassen wurde und ab da auf sich allein gestellt bei einer Freundin Aufnahme fand. Ihre Mutter und Schwester überlebten das KZ Ravensbrück. In der Nachkriegszeit kam die Gréco mit dem Kommunismus in Berührung und zählte bald zur Bohème von Paris. 1947 eröffnete sie im Pariser Künstlerviertel Saint-Germain des Prés die Kellerdiskothek „Tabou“, die zu einem legendären Treffpunkt der Existenzialisten wurde. Boris Vian spielte hier Trompete, Orson Welles und Marlene Dietrich zählten zu den Stammgästen. Der Philosoph Sartre entdeckte die Gréco für das Chanson. Bald schrieben SchriftstellerInnen wie Françoise Sagan, Jacques Prévert, Francois Mauriac und Albert Camus für sie Texte. Sie nahm verschiedene Rollen am Theater an, spielte ab 1948 in ersten kleineren Filmrollen und 1953 die erste Hauptrolle in Jean-Pierre Melvilles Film noir „Quand tu liras cette lettre“. 1957 holte sie der Produzent Darryl F. Zanuck für die Hemingway-Verfilmung „The Sun Also Rises“ mit Tyrone Power, Ava Gardner, Mel Ferrer und Errol Flynn nach Hollywood. Weitere internationale Filme folgten, aber auch Rollen in europäischen Produktionen. Nach ihrem Erfolg in der Fernsehserie „Belphégor oder das Geheimnis des Louvre“ konzentrierte sie sich wieder auf ihre Chansonkarriere. Tourneen führten sie in die Vereinigten Staaten, nach Brasilien, in den Mittleren Osten, nach Japan und durch Europa.

Juliette Gréco war dreimal verheiratet und hat eine Tochter aus der Ehe mit dem Schauspieler Philippe Lemaire. Von 1966 bis 1977 war sie mit dem Schauspieler Michel Piccoli verheiratet, ab 1989 mit dem Pianisten Gérard Jouannest, mit dem sie viele Jahre auf der Bühne stand. 2010 trat sie im Rahmen des Jazzfests Wien in der Wiener Staatsoper auf.  Zuletzt lebte die Gréco zurückgezogen in Ramatuelle an der Côte d’Azur, wo sie im September 2020 im 94. Lebensjahr verstarb.

Veranstaltungsort
Freie Bühne Wieden